Einfluss von Sepsis auf neurologische Entwicklungsstörungen bekräftigt

Neurologische Entwicklungsstörungen sind bei frühgeborenen Kindern ein häufiges Leiden, das die Kinder und ihre Eltern unter Umständen ein Leben lang begleitet. Die Erforschung der Ursachen solcher Entwicklungsstörungen (im Folgenden auch als NDIs abgekürzt, nach dem Englischen für neurodevelopmental impairment) ist deshalb ein wichtiger Schritt, um die Behandlung frühgeborener Kinder zu verbessern und so das Risiko einer Erkrankung senken zu können. Ein Forscherteam der Schweizerischen Universitätsspitäler Bern, Zürich und Basel hat deshalb den Zusammenhang zwischen NDI und Sepsis (Blutvergiftung), eine der angenommenen Ursachen für NDI, untersucht[1].

Der Studie lagen Informationen zu extrem frühgeborenen Kindern aus den Jahren 2000 – 2007 zugrunde[2]. Fast ein Drittel der Kinder wiesen im Alter von zwei Jahren neurologische Entwicklungsstörungen auf. Das hohe Risiko dieser Gruppe zeigt denn auch die hohe Relevanz der Ursachenforschung für NDI bei extrem Frühgeborenen.

Um den Zusammenhang zwischen Sepsis und NDI zu entschlüsseln, verglichen die Forscher den Entwicklungsstand der Kinder bei zwei Jahren mit der Information, ob bei einem Kind eine Sepsis vorlag. Sie konnten zeigen, dass Kinder, die während ihres Spitalaufenthalts als Neugeborene unter einer Episode von Sepsis litten, ein höheres Risiko aufwiesen, später an einer neurologischen Entwicklungsstörung zu leiden. Bei 34% der Kinder mit Sepsis in der Vorgeschichte fand das Forscherteam eine NDI im Alter von zwei Jahren, während nur bei 23% der Kinder ohne Sepsis in der Vorgeschichte eine NDI vorlag. Für die Cerebralparese, eine speziell gravierende Art von NDI, fanden die Forscher sogar ein noch deutlicheres Verhältnis: 10% der Kinder mit Sepsis in der Vorgeschichte litten mit zwei Jahren an einer Form von Cerebralparese. Dagegen zeigten Kinder ohne Sepsis in der Vorgeschichte nur in 4% der Fälle eine Cerebralparese.

Die Resultate bestärken die Vermutung, dass Episoden von Sepsis tatsächlich das Risiko für Frühgeborene erhöhen, im späteren Verlauf an neurologischen Entwicklungsstörungen zu leiden. Obwohl der Wirkmechanismus des Einflusses noch nicht vollständig geklärt ist, stehen die Chancen gut, dass mit einer Reduktion der Sepsis-Rate auch das Risiko an einer neurologischen Entwicklungsstörung zu leiden verringert werden kann.

[1] Schlappbach LJ, Aebischer M, Adams M, Natalucci G, Bonhoeffer J., Latzin P, et al. Impact of Sepsis on Neurodevelopmental Outcome in a Swiss National Cohort of Extremely Premature Infants. Pediatrics. 2011;128(2):e348-57.

[2] Als extrem frühgeborene Kinder werden diejenigen Kinder bezeichnet, die zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Bei einer Regelschwangerschaft wird dagegen von 40 Schwangerschaftswochen ausgegangen.